Unterwegs mit Geissen

Unterwegs mit Geissen ist ein Projekt von Hanes Sturzenegger in Zusammenarbeit mit den Geissen Roja, A’quila, Quetzal und Quijota, Kunstgiesserin Laila Pauli, der Älplerin Laia Sanmartin, der Schneiderin Marisa Sturzenegger und dem Künstler Silvan Zweifel.

Das Projekt wird unterstützt durch die Kulturförderung des Kantons St.Gallen, Kulturförderung Appenzell Ausserrhoden und Kultur Toggenburg.



Zu sehen war es bei:
https://www.aufgedeckt.net/ Das transdisziplinäre Forschungsprojekt „aufgedeckt – Rat für Ernährung“ in Lichtensteig entwickelte Visionen und konkrete Massnahmen für ein zukunftsfähiges Schweizer Ernährungssystem durch einen deliberativen Prozess, entwickelt vom Kunstkollektiv UVO und dem FiBL. Unterwegs mit Geissen wurde während dem Gespräch über Tierethik am 28.06.24 in der Installation im Stadtufer Lichtensteig gezeigt.

Kommende Ausstellungen sind:
– Vom 13. bis 15. September 2024 findet unter dem Claim Textile Cultural Practices ein erstes Forum Situated Practices im Rahmen der Klöntal Triennale 2024 auf dem Areal der ehemaligen Legler Textilfabrik in Diesbach im Kanton Glarus Schweiz statt. Thematisch setzt sich die dreitägige Veranstaltung mit der Geschichte und Zukunft des Textilen auseinander.

– Ein Video aus der Arbeit wird beim Hiltibold in St.Gallen zu sehen sein. Eröffnung ist am 26. September 2024. https://hiltibold.ch/

– Präsentation nach dem Heuen auf der Geissenalp Doro am 19. und 20. Juli 2025. Infos folgen.


Einblick:

Sobald der Schnee geschmolzen ist, begeben sich die Geissen von Doro auf längere Erkundungstouren. Sie scheuen keine Felsen, um an gute Kräuter, Blätter und Gräser zu gelangen. Mit ihrem Kopf dicht über dem Boden kennen sie die Alpine Flora besser als viele Biologinnen.

22.03.24 Bei der Kunstgiesserin Laila Pauli

Die schellenartigen Objekte für Unterwegs mit Geissen werden von der Kunstgiesserin Laila Pauli produziert. Diese sind aus Kupfer und werden in zwei halbrunde Formen getrieben und mit Scharnieren versehen. Löcher werden in die untere Seite der Objekte gestanzt um Kulturen einzusammeln.
22.03.24 Bei der Kunstgiesserin Laila Pauli
22.04.24 Auf der Geissenalp Doro im Tessin
22.04.24 Auf der Geissenalp Doro im Tessin

Den Halsschmuck fülle ich am Vortag mit Bohnen und weiche diesen in Wasser ein. Bevor die Geissen aus dem Stall gelassen werden, werden die Bohnen im Dampfkochtopf gekocht und dann den Geissen um den Hals gehängt. Mit jedem Bissen, den sie zu sich nehmen, streift ihr Schmuck durch die Flora von Doro. Unzählige Sporen werden so durch den Tag gesammelt. Am Abend wird der Inhalt des Schmucks in ein Glas gefüllt und an einem warmen Ort für einige Tage fermentiert. So entwickeln sich die Sporen zu Lebewesen auf den Bohnen.

Hier beginnt ein Prozess, der nahe an der Produktion von Koji und dem daraus entwickelten Miso ist. Im Wachstumsprozess produzieren die Mikroorganismen Enzyme. Sobald genug Enzyme vorhanden sind, wird den Bohnen Salz beigefügt, welcher das Wachstum der Mikroorganismen hindert. Über drei Jahre und ohne Luft brechen die Enzyme die komplexen Moleküle der Bohnen auf. Die Farbe wird dunkler, der Geschmack wird komplex, und die Textur zart. Es entstehen einzelne Aminosäuren, die wir in ihrer Gesamtheit schmecken können.
22.04.24 Laia und Quetzal mit Schmuck
22.04.24 Auf der Geissenalp Doro im Tessin
22.04.24 Silvan auf der Geissenalp Doro im Tessin
22.04.24 Quetzal auf der Geissenalp Doro im Tessin
22.04.24 Auf der Geissenalp Doro im Tessin

Weil jede Geiss andere Wege geht, jede Alp und jede Jahreszeit andere Fauna hat, ist jeder Inhalt des Geissenschmucks einzigartig. Im Reifungsprozess entwickeln sich so einmalige Geschmäcker.
22.04.24 Auf der Geissenalp Doro im Tessin
22.04.24 Auf der Geissenalp Doro im Tessin
22.04.24 Auf der Geissenalp Doro im Tessin

Genaue Vorgehensweisen werden vor Ort mit der Hirtin Laia Sanmartin erarbeitet. Orientiert am landwirtschaftlichen Brauchtum, werden diese und weitere Geschichten der Alp über Handwerkskunst erzählt. Dazu begleitet mich Silvan Zweifel in Doro. Er sammelt auf der Alp Geschichten und Eindrücke zeichnerisch. Diese bringen wir mit den reifenden Bohnen nach Lichtensteig. Mit Marisa Sturzenegger werden diese Geschichten auf Textilien eingearbeitet. So erzählen Stickereien und Illustrationen die Geschichten der Alp, während sie die Lebensmittel bei der dreijährigen Reifung bedecken und schützen.

22.07.24 Marisa Sturzenegger sammelt Blumen und Kräuter in Doro
4-08-24 Im Atelier von Marisa
4-08-24 Im Atelier von Marisa